Zwei Arten von Stress

 

Man kann Stress in zwei Arten unterteilen.

1. Einmal in die Kategorie des positiven Stresses (Eutonie), der uns am Leben erhält und uns beflügelt. Du kennst sicher das Gefühl, wenn du dich in einer Situation befindest, die in dir Herzklopfen auslöst, im positiven Sinne, z.B. wenn du dich neuen Herausforderungen stellst oder verliebt bist.

 

2. In die zweite Stress-Kategorie gehört der Stress, der durch negative Anspannung (Dystonie)verursacht wird und zerstörerische Auswirkungen haben kann, etwa wenn du ständig unter Termin-Druck stehst, deine Arbeit kaum bewältigen kannst und dir alles über den Kopf wächst, d.h. wenn du dich ständig überfordert fühlst. Durch chronischen, negativen Stress entstehen die ganzen psychosomatischen Probleme, die in unserer Gesellschaft so häufig anzutreffen sind. Mediziner sprechen, wenn sie im Behandlungszimmer eine Diagnose stellen, von einer "vegetativen Dystonie", also von einer spannungsbedingten Erkrankung des nicht willentlich beeinflussbaren Nerven-/Organsystems. Diese psychosomatischen Erkrankungen werden durch eine permanent hohe Anspannung verursacht, da wir es nicht gelernt haben, einen angemessenen Ausgleich zwischen An- und Entspannung in unserem Alltag herzustellen. Uns fehlen die passenden Strategien, um uns in einen entspannten Zustand zurückversetzen und einfach mal loslassen zu können.

 

Muskulatur und Gefäße

Muskeln bestehen aus Nervenfasern. Bei Stress ziehen sich die Muskelfasern zusammen, verkürzen sich. Die Gefäße verengen sich, es fließt weniger Blut durch die Gefäße, der Körper wird schlechter mit Blut/Sauerstoff versorgt. Die permanente, negative Anspannung führt dann zu allen möglichen Erkrankungen.

 

1. Körperliche Symptome

Du leidest bei chronischer Anspannung beispielsweise unter:

• Nacken- und Rückenschmerzen
• Kopfschmerzen und / oder Migräne
• Bluthochdruck
• Herz-Kreislauf-Problemen
• Magenproblemen
• Verstopfung oder Durchfall (Reizdarm)
• Tinitus
• etc...

2. Psychische Probleme

Chronischer Stress kann führen zu:

• innerer Unruhe (Nervosität)
• Ängsten / Phobien
• Konzentrationsmängeln
• Schlafstörungen
• Depressionen
• Burnout
• Aggressionen
• etc...

 

Ursache von negativem Stress

Es gibt viele verschiedene Auslöser für Stress und die Möglichkeit dadurch in eine Depression zu verfallen. In dem Film Ein Tag, so lang wie ein Jahr entsteht der Stress an der Arbeitsstelle. Beschrieben wird ein fordernder Chef und mangelnde Strategien, um sich selbst vor zu hohen Anforderungen zu schützen.

 

Einige der unten aufgezählten Formen von Stress können auch miteinander verknüpft sein.

 

Verlust von Beziehungen / Verlust des vertrauten Umfeldes

 

• Trennung / Scheidung vom Lebenspartner
• Trennung / Verlust von Freunden
• Trennung von den Eltern / Kindern / Angehörigen
• Umzug in eine andere Stadt / in ein anderes Land

 

Krankheit und Tod

 

• der plötzliche unerwartete Tod eines nahestehenden geliebten Menschen
• Angst vor dem Alter / Angst vor Krankheit und Tod
• eigene schwere Krankheit (Lebenseinschränkungen / drohender Tod)
• Kriegserfahrungen / Traumatisierungen
• traumatischer Unfall

 

Menschlicher Verrat

 

• Verrat durch nahestehende, vertraute Personen
• sexueller Missbrauch (durch fremde oder vertraute Person)
• emotionaler Missbrauch durch vertraute Person(en)
• Mobbing (in der Schule / am Arbeitsplatz / in der Familie)
• traumatische Erlebnisse in der Kindheit (als Kind ins Heim gegeben werden, von den eigenen Eltern verstoßen, weggeben werden)

 

Selbstablehnung, Fehlende Selbstliebe, sich nicht spüren können, es allen recht machen wollen

 

• sich selbst ablehnen, hassen
• Perfektionismus
• Mangelndes Gefühl für die eigenen Grenzen / Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit
• Hunger nach Liebe und Anerkennung / Mangelnde Selbstliebe
• Versuch der extremen Anpassung an andere, sich verstellen, um geliebt zu werden und versuchen "unerwünschte" Teile von sich selbst zu unterdrücken oder auszuschalten
• (nicht der sein dürfen, der man tätsächlich ist. Glauben, sich verstellen zu müssen, um geliebt zu werden oder gut anzukommen)
• nicht "Nein" sagen können, keine Grenzen setzen können
• Co-Abhängigkeit (siehe auch Wikipedia: Co-Abhängigkeit), (siehe hierzu auch: Trauma und symbiotische Verstrickung - Ein Erklärungsansatz für Drogenabhängigkeit und süchtiges Verhalten)
• Fremdbestimmtheit, auch aus Mangel an Abgrenzungsfähigkeit / Furcht vor Ablehnung

 

Soziale Ausgrenzung durch andere
Stigmatisierung aufgrund "Andersartigkeit"

 

Körperliche und / oder psychische Attacken, verbale Beschimpfungen, Lästereien oder (schiefe / böse) Blicke über die eigene Person ergehen lassen müssen wegen:

• Aussehen (Hautfarbe, Religion, Auftreten, Kleidung & Besitz, Zugehörigkeit zu einer speziellen (Rand-)Gruppe, Krankheit und Behinderung, Abweichen von der "Norm")
• des Herkunftlandes / Sprache
• sozialem Status
• Arbeitslosigkeit
• Kranker Angehöriger in der Familie
• eigener psychischer Probleme
• weil man ein Adoptivkind ist
• Besuchter Schulform / "mangelnder Intelligenz"

 

Zerplatzte Träume, Reue, Enttäuschungen

 

• unerwiderte Liebe, Liebeskummer
• ein zerbrochener Lebenstraum oder nicht erreichte, unerreichbare Lebens-Ziele (z.B. eine unerfüllte Schwangerschaft, ein unerfüllter Berufswunsch)
• Reue über verpasste Gelegenheiten oder über ein ungelebtes oder "falsch" gelebtes Leben (z.B. Kinder bekommen, obwohl man keine Kinder wollte oder umgekehrt / in der Stadt leben, obwohl man lieber "auf dem Land" leben wollte oder umgekehrt)
• Reue und Schuldgefühle etwas im Nachhinein für sich "Falsches" getan zu haben (z.B. Abtreibung oder Nicht-Abtreibung eines Kindes,
  Heirat des "falschen" Partners statt der wirklichen Liebe und ein ganzes Leben mit dieser Person verbringen "müssen"

 

Existenzielle Nöte, Existenzielle Angst,
Angst vor der Zukunft

 

• Verschuldung
• Angst vor Altersarmut
• Angst den Arbeitsplatz zu verlieren
• Angst vor dem Bankrott der eigenen Firma

 

Seelische Belastungen in Schule, Ausbildung und Beruf

 

• extremer Leistungsdruck. Leistungen erbringen müssen, die einen überfordern, die man nicht erbringen kann Druck wird durch sich selbst erzeugt oder / und durch Eltern, Verwandte, Erzieher, Lehrer, Partner, Freunde, Professoren, Chefs etc.
• Verlust des Arbeitsplatzes / Arbeitslosigkeit
• eine hohe Position in der Arbeitshierarchie / hohe Verantwortung
• körperlich / psychisch belastende Arbeit (z.B. gefährliche Arbeit / Akkord-Arbeit / "langweilige" (unterfordernde) oder überfordernde Arbeit / Arbeit im sozialen Bereich)

 

Durch Krankheit oder Konflikte belastete Beziehungen

 

• "entzündetes" familiäres Umfeld (Eltern, die in ständigem Konflikt zueinander, mit ihren Kindern und ihren Eltern oder Verwandten stehen)
• schwerwiegende, krankmachende Konfikte zwischen den Generationen (Eltern und erwachsene Kinder)
• "nicht funktionierende" Patch-Work-Familien
• Pflege eines (schwer)kranken Angehörigen
• mit einem Depressiven zusammenleben
• mit psychisch-erkrankten oder psychisch kranken Menschen zusammenleben (z.B. mit narzisstisch gestörten Menschen / Borderline-Erkrankten / manisch-depressiven Menschen etc. Anmerkung: Wer von den oben genannten Erkrankungen betroffen ist und nun diesen Text hier liest, mag sich natürlich gekränkt oder diskriminiert fühlen. Aber Erkrankungen sind immer - für alle Betroffenen - eine Belastung und können mit Stress verbunden sein. Das ist völlig normal.)

 

Schuldgefühle

 

• Verschulden des Todes oder eingeschränkten Lebens einer anderen Person
• das Gefühl eine Last zu sein / andere zu belasten (z.B. durch eigene Krankheit)
• bei Kindern: sich verantwortlich für Streit und Unglück der Eltern oder für deren Trennung fühlen

 

Zum Thema Schuldgefühle kannst du dir in meinem Blog DEPRESSION PLUS zwei Beiträge durchlesen: Schuldgefühle

 

Gewalt

 

Weiterführende Links zu "Chronischem Stress"

 

Artikel aus dem Spiegel ( 07.04.2014, Autorin Gerlinde Gukelberger-Felix): Chronischer Stress: Wie uns Dauerbelastung krank macht.

 

www.kath.de