Meine zweite Therapie

Meine zweite Therapie habe ich circa 10 Jahre nach meiner Verhaltenstherapie begonnen. Es war eine Kurzzeit-Therapie, und genauso kurz wird auch mein zweiter Bericht ausfallen. ;-)

 

Eine Kurzzeit-Therapie umfasst in der Regel 5 bis 25 Sitzungen.

 

Diese zweite Therapie war eine klientenzentrierte Gesprächstherapie nach Carl Rogers.

 

Der Beziehung zwischen Therapeut und Klient wird eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

 

Das durch den Therapeuten in den "Patienten" gesetzte Vertrauen und der Glaube daran, dass der "Patient" seine Selbstheilungskräfte aktivieren und seine Probleme alleine lösen kann, wird in dieser Therapie-Form besonders hervorgehoben.

 

Gleichwohl denke ich, dass die dargestellte Einstellung des Therapeuten dem Patienten gegenüber in jeder Therapie (sei es eine Verhaltens-, Gesprächs- oder andere Therapieform) allgemein eine große Rolle spielt und von Bedeutung für den Therapie-Erfolg ist.

 

Wann macht man eine klientenzentrierte Gesprächstherapie?

 

Gut ist es, wenn du dein Problem kennst und weißt, worüber du sprechen möchtest. Du suchst dir für dieses Gespräch einen Fachmann oder eine Fachfrau, die viel Hintergrundwissen hat und dich mit weiteren Informationen versorgen und dir Denkanstöße geben kann, damit du dein Problem schließlich selbst lösen kannst.

 

Bei einer Freundin oder einem Freund, bei dem du dich aussprechen würdest, ist das nicht möglich. Er oder sie könnte dir gar nicht auf diese Weise helfen, und das ist auch nicht seine oder ihre Aufgabe.

 

Wenn du nicht so genau weißt, worin dein Problem eigentlich besteht (was schon öfter der Fall sein kann), dann kann eine Gesprächstherapie auch helfen, dir in mehreren Sitzungen darüber klar zu werden, worin das Problem begründet liegt.

 

Bei meiner Therapie ist mir das nach circa 2 Monaten (also circa 8 bis 10 Sitzungen) immer noch nicht ganz klar geworden. Ich hatte das Gefühl, dass alles stagnierte und ich nicht "weiterkam". Deshalb habe ich letztendlich die Therapie - das war nur ein Grund - nach etwas weniger als der Hälfte der Zeit abgebrochen.

 

Der zweite Grund, warum ich die Therapie nicht weiter fortgeführt habe, war, dass meine Therapeutin zwischenzeitlich in eine andere Praxis umgezogen ist, und ich mich in dem zweiten Therapie-Raum nicht wohlgefühlt habe. Er wirkte - bedingt durch den Umzug - kalt und schmucklos und sehr beengt. Die schönen Farben und Annehmlichkeiten, die es in dem ersten Raum gab - auf die ich noch zu sprechen komme - fehlten an diesem zweiten Therapieort. Ich hatte mich an den ersten Raum gewöhnt und war vielleicht auch "verwöhnt" ;-)

 

Persönlichkeit meiner zweiten Therapeutin

 

Da ich schon einmal bei einer Therapeutin "in Behandlung war", habe ich natürlich meine zweite Therapeutin unweigerlich mit meiner ersten verglichen, und ich kam zu dem Ergebnis, dass sie beide grundverschieden waren.

 

Dieses hängt womöglich auch mit der Art der Therapie zusammen. Der Charakter eines Therapeuten hat vermutlich - das ist meine Auffassung, die nicht unbedingt stimmen muss - etwas damit zu tun, welche Form der Therapie er oder sie nach dem Studium anbieten wird.

 

Ich mochte meine zweite Therapeutin. Ich erinnere mich nur daran, dass ich sehr erstaunt über ihre Persönlichkeit war, vermutlich, da ich sie mit meiner ersten Therapeutin verglich.

 

Sie wirkte jugendlich, fast wie eine Studentin, die noch vor ihrem Abschluss stand (was nicht der Fall war). Sie war wohl Mitte 30, und dies bedeutet, dass es zwischen uns auch einen nicht sehr großen Altersunterschied gab (im Gegensatz zu meiner ersten Therapeutin).

 

Meine Therapeutin hatte lange, glatte, dünne, braune Haare, die sie während unserer Sitzungen offen oder in einem Pferdeschwanz zusammengebunden trug. Sie selbst war lang, dünn und trug gerne gedeckte Farben und keinerlei Schmuck.

 

Ich empfand sie als sehr empathisch, sehr vorsichtig und bedacht, was sie sagte (um nichts falsch zu machen?), einfühlsam und sehr aufmerksam. Sie wirkte auf mich beinahe ängstlich (was sicherlich nicht zutraf), und hatte eine zarte Stimme.

 

Ich erinnere mich daran, dass meine Therapeutin mir erzählte, dass sie verheiratet sei und einen oder zwei kleine Söhne hätte, wobei einer sehr sensibel war und unter Ängsten litt.

 

Therapie-Raum

 

Meine Therapeutin teilte sich eine Praxis mit einer Kollegin (und auch hier gab es keine Sprechstundenhilfe).

 

Der Raum, in dem die Therapie stattfand, war sehr gemütlich mit (Blumen?-)Bildern an den Wänden.

 

In der Ecke stand eine Art kleiner, quadratischer Holzkasten mit Sand, Kieselsteinen und einem plätschernden Springbrunnen, der eine sehr beruhigende und entspannte Atmosphäre schuf. Meine Therapeutin und ich saßen uns in bequemen Sesselstühlen gegenüber. auch hier gab es wieder einen kleinen Tisch mit einem Wecker, um die Uhrzeit im Auge zu behalten.

 

Gespräche

 

An die Gespräche erinnere ich mich nicht mehr so genau, es waren allgemeine Gespräche über mein aktuelles Leben und meine Vergangenheit.

 

Auch wenn ich in dieser Therapie nicht "spürbar weitergekommen" bin, haben die Gespräche doch Denkprozesse in mir in Gang gebracht.

 

Ich bekam natürlich keine "Hausaufgaben" oder "Mutproben" auf, wie das bei einer Verhaltenstherapie üblich ist.
Vermutlich hat mir das in der reinen Gesprächstherapie gefehlt. Es gab keinen "fühlbaren Fortschritt" für mich, da man keine Einschätzungsbögen ausfüllt, sich nicht neuen Aufgaben stellen muss und dergleichen.

 

Fazit

 

Die Gesprächstherapie ist wirklich sehr gut geeignet, wenn man ein ganz konkretes Problem hat und dieses mit einem Fachmann oder einer Fachfrau besprechen möchte, um über gemeinsame Gespräche und Denkprozesse neue Impulse und Lösungsmöglichkeiten für sich selbst zu erhalten.